Grafikbau statt Gasballon
– Stadt erstellt 3D-Modell
Erneut
geht die Stadt Neustadt/WN in Sachen Bebauungsplan „An der Felixallee" über
Gebühr. In eine 3D-Visualisierung des Bauvorhabens durch ein unabhängiges
Ingenieurbüro investiert die Stadt mehrere tausend Euro.
„Die
geplante Baumaßnahme wurde in aktuelle Hintergrundfotos eingepasst", erklärt
Bürgermeister Sebastian Dippold, „diese 3D-Visualisierungen sind keine
‚Fotomontagen‘, sondern geometrisch exakt vermessene Darstellungen, auf wenige
Zentimeter genau."
Mehrere tausend Euro für
3D-Visualisierung
Schon
im letzten Jahr gab es aus der Bevölkerung den Wunsch einer Visualisierung der
angedachten Wohnbebauung auf dem Krankenhaus-Areal an der Felixallee mit Hilfe
von steigenden Luftballons, die die Dimension der geplanten Gebäude anzeigen
sollten. Dies sei sowohl vom Investor als auch von der Kliniken Nordoberpfalz
AG, der Grundstückseigentümerin, abgelehnt worden, weil damit keine vernünftige
Darstellung von Gebäuden erreicht werden könne. Nun habe die Stadt einen
anderen Weg beschritten und durch das Ingenieurbüro Wiederer aus Neunburg vorm
Wald eine 3D-Visualisierung erstellen lassen. Dafür habe die Stadt mehrere
tausend Euro investiert, so Dippold: „Die Visualisierung ist kein verbindliches
Modell, es wird aber das maximal mögliche nach dem Bebauungsplan abgebildet".
Wichtig sei dem Bürgermeister, dass das Modell von einem unabhängigen Büro
erstellt wurde.
In
der 3D-Visualisierung des Bebauungsplanes werden die geplanten Gebäude mit
Ihren Fronten, Flächen, Höhen und Einbettungen in das abfallende Gelände exakt
dargestellt.
Bürgerinitiative „Rettet den
Felixberg"
Anfang
Februar hat sich die Bürgerinitiative (BI) „Rettet den Felixberg" gegründet,
die sich gegen die geplante Art der Bebauung des Krankenhaus-Areals wendet.
Die
Befürchtungen, das Krankenhaus würde abgerissen werden und auch hier eine
Wohnbebauung stattfinden, sei unrealistisch. „Ein Abriss des Krankenhaues steht
nicht im Raum, es soll lediglich saniert werden und wird künftig in gewohnter
Weise weiterbetrieben", informiert Dippold. „Es gibt nach Angaben des Investors
hier mit einzelnen Mietern langfristige Mietverträge." Insbesondere die
Vermietung an das Hospiz sei laut Investor auf 25 Jahre notariell gesichert.
Für
Anfang März hat die BI eine Infoveranstaltung organisiert, zu welcher sowohl
Neustadts Bürger, als auch der Stadtrat samt Bürgermeister eingeladen sind.
„Nach meinem Kenntnisstand liegt dem Investor keine Einladung vor", erwähnt
Dippold, der an der Veranstaltung nicht teilnehmen wird. „Ich werde eingeladen
und im nächsten Artikel stehen dann wieder Sachen gegen meine Person, die
einfach nicht stimmen. Da kann man sich schon etwas veräppelt vorkommen." Der
BI habe er umfassend und begründet abgesagt.
Generell
wundert sich Bürgermeister Sebastian Dippold über die Kommunikation, manche
Äußerungen von Bürgern seien demnach „sehr seltsam". „Nach einem Leserbrief vor
wenigen Wochen ist mir mehrfach empfohlen worden, ich solle Strafanzeige wegen
Verleumdung stellen. Davon sehe ich aber ab, das bringt doch in der Sache
nichts."
Vor
allem Mitglieder der BI, ausschließlich Anwohner des Felixbergs, würden jedoch
die fehlende Transparenz der Stadt kritisieren. „Ich persönlich habe die
Anwohner der Felixallee noch vor dem Stadtrat über das geplante Bauvorhaben
informiert, ich war selbst bei den Anwohnern vor Ort", schildert Dippold.
„Diese Vorwürfe können weder Verwaltung, Stadtrat noch ich nachvollziehen".
Nach
wie vor werfe die BI der Stadt vor, einen angeblich versprochenen ‚runden
Tisch‘ noch nicht realisiert zu haben. „Einen ‚runden Tisch‘ wird es nicht
geben, weil der Investor aufgrund des Verhaltens der BI kein Interesse hat",
hieß es bereits im Dezember bei der öffentlichen Infoveranstaltung im Rahmen
des Bebauungsplans „An der Felixallee" von Seiten des Baurechtanwalts Axel C.
Sperling, dem Mediator des damaligen Abends. „Von Seiten der Bürger hat auch
noch nie eine Terminabfrage bezüglich eines ‚runden Tischs‘ ohne den Investor
stattgefunden", ergänzt Dippold.
Mit Gutachten schon 2022 über
Gebühr
Einwände
aus der Bevölkerung gab es bereits nach der 1. Auslegung des Bebauungsplans im
letzten Jahr. „Diese Auslegung war nicht vorgeschrieben, sondern freiwillig, um
die Öffentlichkeit mit einzubeziehen und bereits erste Fachstellen um
Einschätzung zu bitten", erklärt Dippold, „die Einwände wurden alle durch unsere
baurechtlichen Anwaltskanzleien weitgehend berücksichtigt und abgewägt." Die
Fachanwälte aus München seien dafür von der Stadt direkt beauftragt worden.
Auch
hier sei die Stadt bereits weiter gegangen als sie eigentlich müsste. So wurden
Gutachten für Verkehrsbelastung, Lärmemissionen, Baugrunduntersuchung und
Entwässerung als auch eine Begutachtung der speziellen artenschutzrechtlichen
Prüfung (saP) angeregt. „Auch das wäre in dem Umfang nicht vorgeschrieben
gewesen, wir hätten diese Gutachten so nicht machen müssen, aber wir haben es
schlicht als notwendig empfunden", so Dippold.
Das
Verkehrsgutachten der Planungsgesellschaft „Stadt-Land-Verkehr" habe ergeben,
dass der Neuverkehr den bisherigen Verkehr des Knotenpunkts
Felixallee/Georgstraße/Zacharias-Frank-Straße/Bildstraße kaum beeinflusse,
sowohl im Bestand als auch im Planfall 2040 weise der Knotenpunkt die
Bestbewertung Qualitätsstufe „A" auf. Ausbaumaßnahmen am Knotenpunkt seien im
Zusammenhang mit dem Bauvorhaben nicht erforderlich, die Planungen gemäß
Bebauungsplan würden als verkehrsverträglich eingestuft. Auch die Ergebnisse
aus dem Entwässerungsgutachten durch das Planungsbüro Wolfrum seien durchaus
umsetzbar. Eine Rigole, eine Art Regenrückhaltung, sei notwendig, dann stünde
von Seiten der Entwässerung nichts im Wege. Allein die Ergebnisse der
Begutachtung der saP stünden noch aus, da diese erst im Frühjahr zu den
Brutzeiten der Vögel durchgeführt werden könne.
Von
Seiten des Stadtrates hieß es vereinzelt, es sei noch kein Baugebiet so akribisch
vorbereitet worden, die Anwohner seien im Vorfeld mit Rederecht in den
Bauausschuss gebeten worden und ebenso hätte es eine gemeinsame Begehung vor
Ort gegeben.
Änderungen im Bebauungsplan
In
Verhandlungen sei die Stadt auf Einwände aus der Bevölkerung eingegangen und
habe bereits einige Änderungen erreicht, sagt Dippold. So habe der Investor
sein Vorhaben deutlich reduziert, ein Gebäude wurde sogar vollständig aus dem
Bebauungsplan gestrichen: auf dem vorhandenen Parkplatz am ehemaligen
Kreiskrankenhaus wird nicht gebaut.
Ein
Gebäude wurde komplett um ein Stockwerk reduziert, die Baufelder verkleinert
und die Gebäude näher aneinander platziert, um so den Abstand zu den
Nachbargrundstücken zu vergrößern. Außerdem
sei laut Dippold nach der Neustädter Stellplatzsatzung die Anzahl an
Parkplätzen für das geplante Bauvorhaben übererfüllt. „Bis auf wenige
Besucherparkplätze werden die Parkplätze unterirdisch sein".
Beteiligung der Öffentlichkeit
bei 2. Auslegung
„Wenn
der Stadtrat die aktuelle Planfassung in seiner Sitzung im März billigt, geht
es in die 2. Auslegung", so Christian Schell, der das Projekt für die Stadt im
Rathaus betreut. „Wir werden anschließend gemäß Baugesetzbuch öffentlich auslegen,
auch hier kann die Bevölkerung wieder Einwände bringen". Die Verhandlungen
würden weitergehen, so Dippold. Erst, wenn im Laufe des Frühsommers die
Ergebnisse der saP vorliegen, könne der Stadtrat die Satzung beschließen – oder
ablehnen.
„Wir
als Stadtrat wägen ganzheitlich ab, wir stehen nicht auf der Seite des
Investors, sondern auf der Seite der Stadtentwicklung", bekräftigt Dippold.
„Wir müssen die Sache vollumfänglich betrachten und man darf nicht außer Acht
lassen, dass auf diesem Baugebiet einige Familien, Paare und Alleinstehende ein
neues Zuhause bei uns in Neustadt finden können."